Brand

Ein Beitrag von Agon Beqiri, Mona Borutta, Marco Hoch, Sabine Schmidhuber

“Das Brennen ist eine bewährte Pflegemaßnahme, um überalterte Bestände zu verjüngen. Nach dem Brand steht der Heide, deren Samen über 100 Jahre im Boden keimfähig bleiben, eine vegetationsfreie Fläche zum Neuaustrieb bereit.”

Ein Brand bedeutet für uns meist eine Zivilisations- oder Naturkatastrophe. Für einzelne Naturräume ist das Feuer aber lebenswichtig. Damit beschäftigt sich das noch sehr junge Feld der „Feuerökologie“.

Als vor 5000 Jahren die Bauern der Steinzeit Weideland für ihr Vieh brauchten, musste der Wald weichen. Da das Abholzen viel zu aufwändig gewesen wäre, überließen die Menschen diese Arbeit dem Feuer. Auf diese Weise brannten ganze Wälder nieder. Auf den weiten Brandflächen spross bald ein Teppich aus Heidekraut.

3_Beqiri_Borutta_Hoch_Schmidhuber_Übung3_Grafik1_Historie„Kaski“ (Under the Yoke, Burning the Brushwood) von Eero Järnefelt (1893), aus der Sammlung der finnischen Nationalgallerie 

Genau diese neu entstandenen Heideflächen sind aber auf Pflegemaßnahmen angewiesen. Ohne diese würden sie vergrasen, verbuschen und sich hin zum Wald entwickeln. In der traditionellen Landschaftspflege unterstützte man die Verjüngung der Heide mit Hilfe von kontrolliertem Brennen.

Nach einem Feuer in Wald oder Heide oder entfacht eine neue Dynamik und neue Struktur, für die bewachsenen Landschaften ist es wie ein Neustart. Die oberirdische Vegetation, auf der sich abgestorbenes Pflanzenmaterial angesammelt hat, verschwindet. Der Brand führt neues Licht und sorgt für eine regelmäßige Beseitigung des Totholzes. Außerdem hat das Brennen den großen Vorteil, dass der Haupt-Nährstoff, Stickstoff, mit den Flammen in die Luft geht. Die Heidelandschaften leiden nämlich durch den über die Luft angereicherten Stickstoff, ein natürlicher Dünger. Ein “ausgelaugter” Boden kommt der Heide sehr entgegen, sie ist nämlich auf Nährstoff-Armut angewiesen. Nur so kann sie sich besser gegen Konkurrenten wie das Pfeifengras durchsetzen. Außerdem verbleiben wichtige Mineralstoffe in der Asche. Nun können die (Heide-)Landschaften wieder von neu aufkeimen und erhalten somit einen neuen Anschub. Somit profitieren von den geplanten Bränden insbesondere Tier- und Pflanzenarten, die an kleinräumigen Strukturreichtum und nährstoffarme Pioniersituationen in der Landschaft angewiesen sind.

4_Beqiri_Borutta_Hoch_Schmidhuber_Übung3_Grafik2_Kreisel

Aus Sicht des Naturschutzes war der Einsatz des Feuers lange Zeit umstritten und auch heute muss das eine oder andere Vorurteil noch entkräftet werden. Gerade aus zoologischer Sicht wurden vielfach Bedenken über Sinn und Unsinn des Einsatzes von Feuer zur Pflege in Heidegebieten angemeldet. Sterben nicht viele Tiere (Reptilien, Amphibien, Brutvögel, Hasen usw.) in den Flammen? Die Angst um den qualvollen Tod in den Flammen hat den Einsatz des Feuers aus naturschutzfachlicher Sicht lange Zeit verhindert. Gerade zur Zeit eines “Winterbrandes” im Februar oder März ist der zoologische Eingriff gering. Kontrolliertes Feuer wird nach Möglichkeit bei frostigem aber trockenem Wetter mit stabiler Ostwindlage gelegt. Zugvögel befinden sich zu dieser Zeit im Süden und viele Insekten sind im Boden vergraben. Winteraktive Säugetiere und Vögel fliehen vor dem Feuer, so dass die Auswirkung auf die Population gering ist. Daher werden Flächen bewusst klein gehalten, um ein Verlassen der Brandfläche für die Tiere zu ermöglichen. Außerdem ist bei den gewählten Bedingungen eines Mitwindfeuers, man spricht hier auch von „kaltem Feuer“, in wenigen Zentimetern Tiefe des Bodens schon keinerlei Temperaturerhöhung mehr festzustellen. Lediglich unbewegliche, oberirdische Lebewesen, wie etwa Larven, verbrennen. Nach dem Brand besiedeln zuerst Insekten das Gebiet neu. Mit der aufkeimenden Heide kommen auch pflanzenfressende Säugetiere und Vögel in das Gebiet zurück, gefolgt von ihren Raubtieren.

5_beqiri_borutta_hoch_schmidhuber_ucc88bung3_grafik3.jpg   6_Beqiri_Borutta_Hoch_Schmidhuber_Übung3_Grafik47_beqiri_borutta_hoch_schmidhuber_ucc88bung3_grafik5.jpg   8_Beqiri_Borutta_Hoch_Schmidhuber_Übung3_Grafik6

Ängste und Vorbehalte seitens Verwaltungen, Behörden, Gemeinden und auch Feuerwehren stellen ebenso Steine in den Weg für den Einsatz des Feuers auf den Heiden. Doch diese Bedenken sind grundlos, denn entscheidend ist vor allem der Zeitpunkt und die Art des Brennens. Innerhalb von 3 Monaten hat sich der verkohlte Brandboden in eine grüne Heidelandschaft gewandelt und innerhalb von 6 Monaten hat sich die Heide soweit regeneriert, dass es zur ersten Blüte kommt.

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